Technisches Wissen

Energieeinsparung durch Frequenzumrichter

Frequenzumrichter auf Erde neben jungen Pflanzentrieben und Münzstapeln im Sonnenlicht – Symbol für Energieeinsparung durch Nachrüstung.

Frequenzumrichter (FU) sind einer der wirksamsten Hebel, um den Stromverbrauch elektrischer Antriebe zu senken. Durch die bedarfsgerechte Anpassung der Motordrehzahl lassen sich – vor allem bei Pumpen- und Lüfteranwendungen – deutliche Energieeinsparungen erzielen, die sich schnell amortisieren (ROI) und zusätzlich Verschleiß, Lärm und Netzbelastung reduzieren. Den technischen Einstieg finden Sie in unserem Grundlagenbeitrag „Was ist ein Frequenzumrichter“ (dort erklären wir Aufbau, Funktion und Begriffe).

Warum sparen Frequenzumrichter so viel Energie?

Bei Strömungsmaschinen (z. B. Zentrifugalpumpen, Ventilatoren) gelten die Affinitätsgesetze:

  • Förderstrom ∝ Drehzahl
  • Druck/Förderhöhe ∝ Drehzahl²
  • Leistungsbedarf ∝ Drehzahlᵏ mit k zwischen 2 und 3

Heißt: In der Praxis liegt die Leistungsabnahme zwischen „quadratisch“ und „kubisch“ – je nach Rohrnetz, Ventilen, Filtern (Systemkennlinie).
Beispiel 20 % Drehzahlabsenkung (100 % → 80 %)

  • konservativ (k = 2): 0,8²=0,64 → 36 % weniger Leistung
  • ideal (k = 3): 0,8³=0,512 → ~49 % weniger Leistung

Genau deshalb ersetzt die Drehzahlregelung durch einen FU energieintensive Drossel- oder Bypass-Betriebsweisen.

Vorteile für Pumpen- und Lüfteranwendungen (Praxis)

  • Energieeinsparung: Anpassung der Motordrehzahl an den tatsächlichen Bedarf. Eine Drehzahlabsenkung um 20 % senkt den Verbrauch typisch um 36–49 % (je nach Anlage).
  • Reduzierter Verschleiß: Sanfter Anlauf (Softstart), geringere Drehzahlen → längere Lebensdauer von Motor, Lager, Kupplungen, Dichtungen.
  • Leiser Betrieb: Teillast = geringe Drehzahl = deutlich niedrigere Geräuschpegel.
  • Weniger Lastspitzen: Reduzierter Anlaufstrom schont Netz und Einspeisung.

Für wen lohnt sich die Nachrüstung?

  • Betreiber von Pumpen und Lüftern (HLK, Wasser/Abwasser, Kühlung, Prozessluft)
  • Industrieunternehmen mit vielen ungeregelten Altantrieben
  • Nachhaltige Unternehmen, die CO₂ und Energiekosten messbar senken möchten

Zusatz-Tipp: Poolpumpen sind ein häufig übersehenes Einsparfeld. 10–30 % weniger Drehzahl (ggf. etwas längere Laufzeit) senken die Energiekosten spürbar und machen den Betrieb leiser – bei gleichbleibender Wasserqualität.

Anwendungsbeispiele

  • Gebäudeautomation (HLK): In Bestandsanlagen lassen sich durch FU-Nachrüstung typischerweise 30–40 % Stromkosten sparen.
  • Prozesstechnik: Pumpen, Lüfter, Kompressoren und Förderanlagen – überall dort, wo viel Teillast anfällt.

Energieeinsparung berechnen – so geht’s

Viele suchen nach: „energieeinsparung frequenzumrichter“, „energieeinsparung durch frequenzumrichter berechnen“ oder „frequenzumrichter energieeinsparung berechnen“. Für drehzahlabhängige Lasten (Pumpen/Lüfter) hilft:

Formel zur Abschätzung der Leistungsaufnahme bei Drehzahlreduktion:

Mit sinkender Drehzahl fällt die Leistungsaufnahme überproportional. Der Exponent 𝑘 liegt je nach Anlage zwischen 2 (quadratisch) und 3 (kubisch).

Beispielrechnung
Ventilator, 15 kW Nennleistung, 4 000 h/Jahr Betrieb.
60 % der Zeit reichen 70 % Drehzahl, 40 % läuft die Anlage mit 100 %.

  • Leistung bei 70 %: 15⋅0,73=5,14515 \cdot 0{,}7^{3} = 5{,}145 kW (kubisch).
  • Energie mit FU: 2 400 h · 5,145 kW = 12 346 kWh; 1 600 h · 15 kW = 24 000 kWh36 346 kWh.
  • Referenz (ohne FU, mechanische Drossel): ca. 60 000 kWh.
  • Einsparung: 23 654 kWh/Jahr (~39 %).
  • Bei 0,20 €/kWh: ≈ 4 730 € pro Jahr.

Kosten-/ROI-Anker: Ein 15-kW-FU kostet ca. 1 000 € (ohne Montage/Peripherie). Je nach Anwendung sind bis zu ~5 000 € Einsparung/Jahr möglich → schnelle Amortisation (ROI).
Tipp: Für exakte Projektkalkulationen berücksichtigen wir Volllaststunden, Wirkungsgrade, Hilfsverbräuche, eventuelle Reglerverluste und das tatsächliche Betriebsprofil.

230 V oder 400 V? – Auswahl des richtigen Frequenzumrichters

  • Frequenzumrichter 230 V: ideal bei kleineren Leistungen; häufig 1-ph 230 V in / 3-ph 230 V out. Praktisch, wenn nur eine 230-V-Einspeisung vorhanden ist.
  • Frequenzumrichter 400 V: Standard in der Industrie für dreiphasige 400-V-Netze. Großer Leistungsbereich, breites Zubehör (EMV-Filter, Bremswiderstände, Schütze, Netz-/Motordrosseln).
  • Wichtige Auswahlkriterien: Motor-Nennstrom, Überlastklasse, Schutzart (IP20/54/65/66), EMV-Umgebung (C1/C2/C3), Feldbus/IO, Sicherheitsfunktionen (STO), branchenspezifische Funktionen (Pumpen-/Lüfterkennlinien, Energiesparregler, Sleep-Mode, Anti-Blockier-Funktion).
    → Mehr Hintergründe zur passenden Schutzart finden Sie im Beitrag „IP-Schutzarten & Schutzklassen – Übersicht & Beratung“.

Vorgehensmodell für Ihr Einsparprojekt

  1. Bestandsaufnahme: Antriebe, Lastart, Regelstrategie, Druck-/Durchfluss-Istwerte, Laufzeiten.
  2. Messung/Monitoring: Strom, Leistung, Differenzdruck/Volumenstrom, Ruhe-/Nachtbetrieb.
  3. Auslegung: FU-Typ (230 V/400 V), Kühlkonzept, EMV-Maßnahmen, Schutz- und Sicherheitstechnik.
  4. Inbetriebnahme: Parametrierung (Kennlinie, Rampen, PID-Regelung, Energiesparfunktionen), Test.
  5. Nachweis & Optimierung: Energiereporting, Sollwertstrategie (z. B. gleitender Druck), Wartungsfrequenzen anpassen.

Wirtschaftlichkeit, Förderung, Nachweis

  • Amortisationszeit: In vielen Fällen 1–2 Jahre – abhängig von Laufzeiten und Teillastanteil.
  • Förderungen (Deutschland): Es können Programme (z. B. EEW) infrage kommen. Wir stellen keine Anträge, weisen jedoch auf die Möglichkeit hin.
  • Energie-Monitoring: Digitale Messung vor/nach Umrüstung macht Einsparungen transparent und schafft Entscheidungsgrundlagen.

Warum esco?

  • Beratung & Auslegung: interne Experten mit jahrzehntelanger Erfahrung und überschlägiger Einspar-/ROI-Abschätzung auf Basis Ihrer Daten.
  • Breites Portfolio: eigene Lösungen (escoDRIVES) plus TOSHIBA & INVT – von 0,4 kW bis 3 MW.
  • Großes Lager: hohe Verfügbarkeit, sofort lieferbar oder mit Alternativen abdeckbar.
  • Begleitung bis zum Nachweis: Parametrierung, Inbetriebnahme, Monitoring und Dokumentation.

Kurz-Checkliste für Ihr Projekt

  • Lastart: Pumpe/Lüfter (quadratisch–kubisch nutzbar)?
  • Laufzeiten & Teillastanteil bekannt?
  • Netz: 230 V oder 400 V, EMV-Umgebung, Schutzart (IP20/54/65/66)?
  • Monitoring geplant (Vorher/Nachher)?
  • Amortisationsrechnung aufsetzen; Förder-Hinweis prüfen.

Fazit

Frequenzumrichter verbinden technische Effizienz mit schneller Amortisation (ROI). Besonders bei Pumpen, Lüftern und Poolpumpen sind 30–50 % Energieeinsparung realistisch. Mit der richtigen Auslegung – 230 V oder 400 V, EMV-sauber, sicherheitsgerecht – senken Sie dauerhaft Kosten, Geräusche und CO₂-Emissionen.

Nächster Schritt: Senden Sie uns Daten zu Motor, Anwendung und Betriebsprofil – wir berechnen Ihre überschlägige Energiekosteneinsparung, schlagen den passenden FU vor und nennen Kosten und ROI in einem klaren Angebot.

  • 230-V-FU (1~in/3~out 230 V): Nachrüstung bei kleiner/mittlerer Leistung, wenn nur 230 V verfügbar. Motor muss 230 V (Δ) unterstützen.
  • 400-V-FU (3~in/3~out 400 V): Industriestandard, großer Leistungsbereich, Zubehör (EMV-Filter, Drosseln, Bremsen).
  • IP-Auswahl: IP20 im Schaltschrank; IP54 Technikraum mit Spritzwasser/Staub; IP65/66 Wandgerät in rauer/feuchter Umgebung.
    Details im Begleitartikel „ – IP-Schutzarten & Schutzklassen - Übersicht & Beratung.

  • Schirmung: FU-Motorkabel mit rundum geschirmtem Mantel, beidseitig 360° aufgelegt.
  • Leitungslängen/dv/dt: Ab gewissen Längen oder alten Isolationssystemen dv/dt- bzw. Sinusfilter vorsehen.
  • Netzqualität: Bei empfindlichen Netzen Netzdrossel/EMV-Filter einsetzen.
  • Lagerströme: Bei großen Antrieben ggf. isolierte Lager/Erdungsbürste.
    Diese Punkte legen wir fallbezogen aus.

  • Signale: Schnell per 0–10 V/4–20 mA, umfangreich per Feldbus (z. B. Modbus, BACnet, PROFINET).
  • Regelung: PID im FU für konstanten Differenzdruck/Füllstand, Mindest-/Maximaldrehzahl, Rampen, Sleep-Funktion.
  • Best Practice: Tag/Nacht- und Sommer/Winter-Sollwerte definieren, nach 2–4 Wochen Feintuning mit Messdaten.

Ja. Sanftanlauf und geringere Drehzahlen reduzieren Lager-/Dichtungsverschleiß und Kavitation. Der FU liefert Betriebsdaten/Alarme für zustandsorientierte Wartung. Wichtig: Kühlkanäle sauber halten, Lüfter prüfen, Parameter/Firmware sichern.

Oft besonders. Diese Aggregate laufen viele Stunden mit zu hoher Drehzahl.
Vorgehen: Drehzahl 10–30 % senken, ggf. Laufzeit moderat erhöhen, Zielgröße (Umwälzrate/Luftmenge) einhalten. Ergebnis: weniger kWh, leiserer Betrieb. Ideal als Pilot, um Nutzen intern schnell zu zeigen.